Burn Rate - KW29 Newsletter

Burn Rate - Der Venture Insider Podcast

Hallo und herzlich willkommen zur neuesten Ausgabe des Burn Rate Newsletters!

In unserem Newsletter fassen wir die spannendsten Themen und Highlights aus unserem wöchentlichen Podcast sowie eine Liste der Transaktionen der Woche für unsere Community zusammen. Wenn du unsere Arbeit bei Burn Rate nützlich findest, teile den Newsletter gerne in deinem Netzwerk.

News der Woche

Climeworks sichert sich eine USD 162 Mio. Finanzierungsrunde - Climeworks hat sich USD 162 Mio. neues Kapital in der weltweit grössten Carbon-Removal-Finanzierung im Jahr 2025 gesichert. Den Lead der Runde haben die Partners Group und die BigPoint Holding von AMAG-Eigentümer Martin Haefner übernommen. Das Zürcher Unternehmen will damit seine Direct-Air-Capture-Technologie weiter skalieren und die Kosten deutlich senken. Insgesamt hat Climeworks nun über USD 1 Mrd. eingesammelt. Die Mittel fliessen in die Weiterentwicklung der Anlagen Orca und Mammoth sowie in den Ausbau eines globalen, diversifizierten Carbon-Removal-Portfolios mit über 6 Mio. Tonnen gesichertem Volumen. Die positiven Nachrichten kommen nach einer schweren Zeit für Climeworks, die geprägt war von Massenentlassungen.(Startupticker)

Mistral plant USD 1 Mrd. Finanzierungsrunde mit MGX aus Abu Dhabi als möglicher Ankerinvestor - Das französische KI-Vorzeigeunternehmen Mistral verhandelt laut Bloomberg über eine neue Finanzierung von bis zu USD 1 Mrd. mit dem staatlichen Abu-Dhabi-Fonds MGX. Zudem ist ein hoher Fremdfinanzierungsanteil durch Bpifrance im Gespräch. Diese Runde kommt nach der EUR 600 Mio. Runde im Sommer 2024 die bei einer Bewertung von EUR 6 Mrd. abgeschlossen wurde. Mit der neuen Runde will Mistral seine Ambitionen im globalen KI-Wettlauf weiter vorantreiben. MGX investiert gezielt in Halbleiter, KI-Infrastruktur und Anwendungen und plant mit Nvidia Europas grösstes Rechenzentrum aufzubauen. (Sifted)

OpenAI zahlt USD 4.4 Mrd. in Aktien im heisser werdenden Talentkrieg - OpenAI hat alleine im Jahr 2024 rund USD 4.4 Mrd. an aktienbasierter Vergütung ausgeschüttet - das entspricht 119% des Jahresumsatzes und übertrifft sogar die Ausgaben für Rechenleistung. Zum Vergleich: Google lag vor dem IPO bei 16%, Facebook bei 6%. Grund für die Eskalation ist ein gezielter Abwerbeversuch durch Konkurrenten wie Meta. Daraufhin hat OpenAI angekündigt, die Aktienpakete weiter zu erhöhen. Nach der geplanten Umstrukturierung in eine Public Benefit Corporation könnten Mitarbeitende ein Drittel des Unternehmens halten, Microsoft ein weiteres Drittel. Die Verwässerung trifft Investoren wie Thrive, SoftBank - und möglicherweise auch Elon Musk. (The Information)

Quote der Woche:

“The more AI, the better bottom line”

Jensen Huang, CEO & Co-Founder Nvidia

Schwerpunktthema - Die Schweiz als Talentmagnet

Im Schwerpunktthema diskutieren wir über den letzte Woche veröffentlichten NZZ Artikel zum Thema Die Schweiz als Talentmagnet. Die Schweiz steht vor einer historischen Gelegenheit: Während die USA, die lange als unangefochtene Nummer 1 bei der Anziehungskraft für Talente galt, Forschungsgelder kürzen, Visa erschweren und Vertrauen verspielen, öffnen sich international Fenster für neue Innovationszentren. Die Schweiz bringt dafür viele Voraussetzungen mit: politische Stabilität, Top-Universitäten, hohe Lebensqualität. Doch entscheidende Bremsklötze verhindern, dass sie zur globalen Talentschmiede wird.

Der Zugang zu Schweizer Hochschulen scheitert oft an Sprachbarrieren. Wer kein Deutsch oder Französisch spricht, hat kaum Chancen auf ein Bachelorstudium - im Gegensatz zu angelsächsischen Ländern, die gezielt Talente in englischsprachige Programme ziehen. Hinzu kommt: Wer als Nicht-EU-Bürger hier studiert, muss danach meist wieder gehen - ein immenser Verlust an Humankapital.

Auch unternehmerisch ist die Schweiz (noch) kein Magnet. Es fehlt ein Startup-Visum, die Gründung ist teuer, langwierig und voller Bürokratie. Der Zugang zu Talenten aus Drittstaaten ist stark eingeschränkt - ein Nachteil im globalen Innovationsrennen. Dabei beweisen Studien: Qualifizierte Zuwanderung schafft mehr Jobs. Zudem hinkt die Finanzierung: Pro Kopf fliesst in der Schweiz ein Bruchteil des Venture Capitals verglichen mit den USA oder Israel. Öffentliche Co-Investitionen, Steueranreize und schnellere Förderinstrumente könnten das ändern - wie beispielsweise das Yozma-Programm in Israel gezeigt hat.

Schliesslich braucht es einen Kulturwandel: eine Schweiz, die Scheitern toleriert, Gründer feiert und Kinder inspiriert, unternehmerisch zu denken. Die Schweiz kann zur neuen Heimat für Forschende, Gründer und Risikofreudige werden - wenn sie jetzt mutig die Weichen stellt.

(NZZ)

Hörerfrage der Woche - Warum wird in der Schweiz nach einem erfolgreichen Exit so selten offen über Zahlen gesprochen?

Unsere Hörerfrage in der Burn Rate Episode 57 kommt von Andreas und ist hochaktuell: „Warum wird in der Schweiz nach einem erfolgreichen Exit so selten offen über Zahlen gesprochen - wie jetzt z.B. beim Verkauf von Beekeeper? Woran liegt das, und habt ihr da vielleicht sogar ein paar Insights?“

Der Exit von Beekeeper ist ein Paradebeispiel für die typisch schweizerische Zurückhaltung bei Startup-Transaktionen: kein offizieller Kaufpreis, keine Bewertung, keine Multiples - und das, obwohl der Deal ein grosser Erfolg für Team und Investoren war.

Warum diese Geheimniskrämerei? Erstens: Steuern. Kapitalgewinne auf Privatvermögen sind in der Schweiz steuerfrei - solange sie nicht als gewerbsmässig gelten. Wer öffentlich Erfolge feiert, riskiert genau diese Einordnung. Zweitens: Kultur. In der Schweiz gilt das Understatement als Tugend. Prahlerei ist verpönt, auch bei grossen Erfolgen. Drittens: Strategie. Viele Gründer, so auch bei Beekeeper, bleiben nach dem Exit operativ an Bord. Wer zu offenlegt, wie viel er verdient hat, könnte künftig eher als Investor denn als Unternehmer wahrgenommen werden.

Der Beekeeper-Deal selbst ist ein Meilenstein: Das ETH-Spin-off wird vom französischen SaaS-Player LumApps übernommen, finanziert von Bridgepoint. Die neue Gruppe soll über USD 150 Mio. Umsatz erzielen, 7 Mio. Nutzer bedienen und über 600 Mitarbeitende beschäftigen. Cris Grossmann, Mitgründer von Beekeeper, wird Chief Revenue Officer. Mit an Bord sind namhafte Schweizer Investoren wie Swisscom Ventures, b2venture, Swiss Post und andere. Für sie ist es ein seltener, aber bedeutender Schweizer Exit - und für das Ökosystem ein weiteres ETH-getriebenes Unicorn.

Im Podcast teilen wir unsere Insights in die Transaktion sowie unsere Einschätzungen zum Exitpreis, den Multiples für Investoren und welche Investoren wann in die Firma investiert haben.

Transaktion der Woche - USD 4 Mio. Pre-Seed-Finanzierungsrunde von RTDT

Das ETH-Zürich-Spin-off RTDT hat eine Pre-Seed-Finanzierungsrunde über USD 4 Mio. abgeschlossen. Zu den Investoren zählen Swisscom Ventures, Rockstart, Backbone Ventures und Kickfund. Mit dem frischen Kapital will RTDT die Produktion seines Aerosense-Systems hochfahren, das Team ausbauen und seine Software weiterentwickeln.

RTDT entwickelt intelligente Sensorlösungen, die die Effizienz und Rentabilität von Windturbinen signifikant steigern. Herzstück ist das kabellose Sensor-Patch Aerosense, das Vibrationen, aerodynamischen Druck, Akustik und Temperatur direkt an den Rotorblättern misst - und das in hoher Frequenz und mit grosser Reichweite.

Die gewonnenen Daten werden über proprietäre Algorithmen analysiert und liefern sowohl lokale als auch globale Einsichten - etwa zur Blattleistung oder zur Gesamtdynamik der Turbine. Daraus ergeben sich konkrete Handlungsempfehlungen zur Optimierung von Design, Betrieb und Wartung.

Laut Co-Founder Aris Mukherjee will RTDT damit nicht nur das volle Potenzial bestehender Windparks heben, sondern auch neue Kundenbeziehungen aufbauen und bestehende vertiefen. Ziel ist es, aus präzisen Analysen echte monetäre Mehrwerte zu schaffen - und Windenergie weltweit effizienter zu machen.

Finanzierungsrunden der letzten Woche

Letzte Woche haben Schweizer Startups mehr als CHF 257 Mio. via Equity Finanzierungsrunden, Awards und Fremdkapital aufgenommen:

Vielen Dank fürs Lesen!

Wenn du mehr zu den Themen erfahren willst, kannst du direkt in unsere Burn Rate Folge 57 vom 12. Juli 2025 auf Spotify oder Apple Podcasts reinhören. 

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Dein Burn Rate Team